Wilde Kräuter - Meisterwurz
Entdeckt im April im Alpglück-Steingarten: Der "Ginseng der Alpen" - die MEISTERWURZ
Auf Höhen zwischen 1500 m und 2000 m ist die BERGWURZ, wie man sie bei uns im Alpenraum auch nennt daheim.
Kein Wunder also, dass diese Allgäuer Wildpflanze, die zu den Doldengewächsen gehört, schon Anfang April ganz selbstbewußt ihre glänzenden dreigeteilten Blätter wie eine halb geöffnete Hand neben Schneeresten nach oben streckt.
Unsere Alphirten trugen früher getrocknete Wurzelscheiben wie ein Amulett aufgefädelt um den Hals. Da sie ja bei allen Witterungsverhältnissen nach dem ihnen anvertrauten Vieh schauen mussten, konnten sie so bei den geringsten Anzeichen einer Erkältung eine Wurzelscheibe ausbrechen und gleich zwischen Zähne und Backentasche schieben. Die Wurzelscheiben geben ätherische Öle und Bitterstoffe an die Mundschleimhaut ab, die antibakteriell und antiviral wirken. Schon Paracelsus empfahl damals diese Anwendungsart vor der gefährlichen Ansteckung mit der Pest ... und wir haben uns so gegen Corona gerüstet.
Um unserer Nahrung wieder mehr gesunde Bitterstoffe zuzuführen, die ja für unsere Verdauungssystem so wichtig sind, kann man die Wurzeln auch trocknen, pulverisieren und mit hochwertigem Salz vermischen. Oder ihr gebt einfach ein paar frische Blättchen kleingehackt als Streukräuter vor dem servieren über Salate, Gemüse, Soßen, Soßen oder einen Dip, wie bei uns im Alpglück-Frühstückskorb.
Damit ihr bei einer anstrengenden Berg- oder Radtour nicht aus der Puste kommt, reichen bereits 1-2 Tropfen der Meisterwurz-Urtinktur direkt auf die Zunge und ihr könnt wieder frei und tief durchatmen ... sozusagen ganz legale Doping-Tröpfchen, die eure Bronchien wieder öffnen.
Wenn ihr die Meisterwurz sicher in den Bergen erkennt, könnt ihr auch einfach ein frisches Blättchen während der Wanderung kauen. Es erfrischt total!
Solltet ihr euch beim Bergsporteln mal aufschürfen, könnt ihr die Blätter der Meisterwurz als Wundpflaster verwenden. Quetscht die Blätter kurz zusammen, damit die Blattadern etwas aufbrechen und legt sie dann auf. Sie wirken schmerz- und blutstillend und beugen einer Wundinfektion vor.
Das Räuchern mit Wurzeln oder Samen der Meisterwurz von Personen, Vieh, Haus und Hof ist im Allgäu immer noch sehr geläufig. Der intensiv aromatische, balsamische Rauch unterstützt die Abwehrkräfte und hat eine vitalisierende Wirkung auf Körper und Psyche.
Zu guter Letzt eignen sich frische Blätter oder Wurzelscheiben aber auch als geniales Zug-Mittel, wenn ihr euch einen Holzspreißl der evtl. auch schon eitert eingezogen habt. Einfach über Nacht auflegen und mit einem Pflaster fixieren.
Die Meisterwurz könnt ihr bei der Allgäuer Wildkräutergärtnerei Artemisia als Jungpflanze im Frühjahr erwerben. Sie liebt natürlich die Gesellschaft von Steinen und ungedüngtem Humus, am besten mit etwas Steinmehl gemischt.
Erntet aber Wurzelteile erst, wenn sie fingerdick und mehrfach gerillt sind und natürlich entweder im zeitigen Frühjahr oder im späten Herbst, wenn die Kraft der Pflanze wieder in der Wurzel ist.